Das Verschwinden der mühsam zu bewirtschaftenden Streuobstwiesen, der Rückgang der häuslichen Konservierungstradition und die Konkurrenz größerer Tafelbirnen wie Williams und Conference ließen die nur gering lagerfähigen Geißhirtle in Vergessenheit geraten. Erst seitdem die Streuobstbewirtschaftung als Landschaftsgestaltungs- und Naturschutzmaßnahme ihre Renaissance erlebte, erfreut sich auch diese alte Birnensorte wieder mehr Beliebtheit.
Vor allem bei Liebhabern gilt sie aufgrund ihres ganz eigenen Aromas als rare Spezialität.
Ihren liebevollen, schwäbisch anmutenden Namen haben die Geißhirtle ihren Findern zu verdanken, denn um 1750 sollen Ziegenhirten, in Süddeutschland auch Geißhirten, in der Nähe von Stuttgart zufällig auf die wildwachsende Birne gestoßen sein. Daraufhin hat sie sich über ihre Ursprungsregion hinaus in fast ganz Baden-Württemberg verbreitet. Zu unserer Jahrtausendwende soll es jedoch laut Slow Food Deutschland e.V. nur noch 100 Geißhirtle-Bäume gegeben haben. Um dieses Kulturgut auch weiterhin zu bewahren, werden sie heute wieder zunehmend von Baumschulen aufgezogen, kultiviert und zum Verkauf angeboten.
Wegen seiner auffallend schönen und lang anhaltenden Blüte ist der Geißhirtle-Baum auch wieder vermehrt in Hausgärten zu finden. Im typischen Obstanbau ist die
Geißhirtle-Birne jedoch selten, da sie so gut wie nicht lagerfähig ist und ihre Größe kaum die einer Zwetschge übersteigt. Die gelbgrünen, stellenweise rot-pigmentierten Früchte, deren Qualität
im Weinbauklima am besten ausreift, gibt es im Erntemonat August nur jeweils vier Wochen im Jahr.
Mein eigener Geißhirtle-Baum ist über 100 Jahre alt, weshalb ich aufgrund der Höhe und der morschen Äste für die Ernte auf ein Olivennetz als Hilfsmittel
zurückgreifen muss, das die herabfallenden Birnen auffängt – reif sind meine Früchte daher auf jeden Fall.
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